Endlich Frühling! Was haben wir nicht wieder geflucht über die kurzen dunklen Tage, über matschige Straßen und schlecht gelaunte Mitmenschen in Bus und Bahn. Doch wie in all den Jahren zuvor haben wir es auch dieses Mal wieder geschafft, den Winter ohne bleibende Schäden zu überstehen (Hoffentlich). Na klar, der vergangene Winter war besonders zäh und viele von uns werden sich auch dieses Jahr wieder geschworen haben, im nächsten Jahr jetzt aber wirklich Richtung Süden auszuwandern oder vor der nächsten Kaltfront nach Bali zu flüchten. Doch während sich einige diesen Traum eines Tages vielleicht wirklich erfüllen oder dieses bereits getan haben, bleibt es für die Meisten von uns wahrscheinlich weiterhin Wunschdenken und die Realität ist der jährliche Besuch auf dem Weihnachtsmarkt und der Kauf einer neuen Winterjacke.
Bevor wir allerdings zu sehr abschweifen, schnell zurück zum Frühling und seinem Facettenreichtum. Der Mensch neigt zur Routine und so wird auch bei den ersten Sonnenstrahlen das imaginäre Routinebuch „der Frühlings-Knigge“ rausgekramt.
Kapitel 1. Wo ist mein Velo?
Solange er noch keinem schicken e-Bike weichen musste, steht der gute alte Drahtesel wie festgewurzelt an seinem alten Stammplatz im Kellerabteil oder in der Garage. Bewegt wurde er im Winter ausschließlich von hartgesottenen Velo-Enthusiasten, die mit gelber Warnweste bewaffnet, auch vor 50 Tonnen Rollsplitt, die vorzugsweise im Straßenverkehr verteilt werden, nicht Halt machen. Ich sehe ihn noch vor Augen, den eigenen Vater, der vor vielen Jahren selbst „Mitglied“ dieser eingeschworenen Truppe war. Er setzte dabei allerdings eher auf sexy Reflektorbänder für die Knöchel und eine ebenso schicke Helmlampe. Frei dem Motto „modisch bis ins Hohe Alter…“. Die Sicherheit im Straßenverkehr wird zwar gerne belächelt, wobei uns so mancher Velofahrer als Vorbild dienen kann, wenn auch vielleicht nicht als modisches.
Kapitel 2. Der Balkon schreit nach Liebe
Wozu uns früher unsere Mutter oder Großmutter zwingen musste, das machen wir heute mit einer Leidenschaft, die fast schon erschreckend ist. Wir bepflanzen freiwillig unseren Balkon oder unsere Terrasse und kümmern uns so liebevoll um die neue Saat, dass ich mich manchmal über mich selbst wundern muss. Mein vor einigen Tagen frisch gepflanzter Lavendel wird mittlerweile täglich von mir genauestens auf Fortschritt inspiziert, der Olivenbaum mit einer Zärtlichkeit umgarnt, die sich meine Freundin wohl häufig wünscht und gestern habe ich mich tatsächlich dabei ertappt, wie ich dem Kunstrasen auf unserem Balkon mit dem Staubsauger zu neuem Glanz verholfen habe. Kunstrasen! Ich? Auf meinem eigenen Balkon? Vielleicht sollte ich mal wieder von Bali träumen…
Kapitel 3. Endlich wieder Sonnenbrand
Lange nicht gesehen aber trotzdem unvergessen: der letzte heftige Sonnenbrand. Einmal im Jahr erwischt es die meisten von uns. Obwohl wir es ja eigentlich besser wissen müssten und man ja angeblich aus seinen Fehlern lernt, ist es dann aber irgendwann trotzdem wieder soweit. 17 Grad, Sonne. Eigentlich gar nicht so warm. Unser Erdkundelehrer hat uns zwar irgendwann mal erklärt, warum die Sonne im Frühling so eine Kraft hat und man sich deswegen lieber in Sonnencreme tränkt, aber das ist beim zweiten Aperol Spritz auch schon wieder schnell vergessen. Endlich wieder „Day Drinking“. Das erste „Spannungsgefühl“ gepaart mit einem leichten Brennen im Gesicht, lässt einen dann kurz innehalten. Sonne? Heiss? Sonnencreme? Egal, der Frühling ist da. Endlich wieder Sonnenbrand!
Darin erkenne ich mich definitiv wieder 😀
Hey „Leidensgenossin“ 😉